Bauernhaus mit Charakter am Fuße des Grünten
»Wir haben heute«, so die Bauherrin, »alles und mehr, als wir uns vorgestellt haben. Die Atmosphäre, das Raumklima, das alles kriegt man gar nicht hin, wenn man es neu bauen will.« Die Rede ist von einem umgebauten und sanierten Bauernhaus, im Ortszentrum von Burgberg gelegen, das heute maßgeblich zur stimmigen Mitte dieses Weiler unterhalb des Grünten beiträgt.
»Gleich bei der ersten Begegnung gab es ein gutes Gefühl für das Haus – es lebte, es war noch relativ gut in Schuss, es passte zu uns. Das Haus hat gesagt: Ich will so bleiben«, so die Bauherrin, und ihr Mann ergänzt: »Das Haus hat Charakter. Etwas anderes kommt für mich heute nicht mehr infrage.«
Man sieht den Räumen an: Hier wird gelebt, alt und neu spielen ineinander. Im Kern wird heute wieder im Wohnteil des ehemaligen Bauernhauses gewohnt, ergänzt um das ausgebaute Dach. Das Erdgeschoss ist Kinderbereich, das Obergeschoß Wohn- und Essbereich mit offener Küche sowie Elternschlafen, das Dach Arbeitsraum und Wellness. Der ehemalige Stall ist Keller, Wasch- und Technikraum. Der Stadel ist vorwiegend Garage, dazu Studio, einige Wohnräume und noch immer üppig Raumreserve.
Umbauen heißt: Potenziale entdecken
Ortsprägend blickt das Haus über den Dorfplatz ins Illertal. Es ist ein typisches Bauernhaus mit Wohnräumen, Stall und Bergeräumen unter einem Dach. Während seiner fast 200 jährigen Lebenszeit war es lange landwirtschaftlich genutzt; zeitweise beherbergte es eine Schreinerwerkstatt; auch als Bürgermeisteramt hat es schon firmiert; die letzten Jahren diente es Wohn- und Lagerzwecken.
Diese Häuser haben Potenzial – wenn man weiß, mit ihrer Struktur und Bauweise umzugehen. Wenn man die alte Nutzung – Wohnen und Schaffen – fortzusetzen weiß, ohne sie zeitgeistig zu überspannen. Da tut man gut daran, sich des Rats von Fachleuten – Architekt und Handwerker – zu versichern. Dieses Haus zeigt: Dann wird’s gut!
Ausgereifte Lösungen für ein Haus, das lange Zeit gereift ist
»Auftrag war, möglichst viel vom Bestand zu erhalten. Der Blockbau und die Hauptkonstruktion ist dieselbe wie seit je. Man erlebt das Haus, wie es war«, so Architekt Kliebhan. Man erlebt es gerade auch deshalb, weil nicht nur restauriert wurde – der Kontrast ist wichtig: Weiße Wände und Decken stehen gegen sichtbelassenes, nachgedunkeltes Holz, belebt durch indirektes Licht. »Den Wechsel wollten wir, den Wechsel von alt und neu – keine Puppenstube«, so die Bauherrin.
Ohne Leidenschaft und Eigenleistung geht nichts
»Wenn man das Bauvolumen in Rechnung stellt, das man baurechtlich heute kaum noch bekommen würde, lässt sich sagen: Einen Altbau so zu sanieren ist nicht mehr Aufwand als ein Neubau,« zieht Architekt Sodeur Bilanz. Und widerlegt mit diesem Beispiel das Geschwätz vom energiefressenden Altbau. Mit 65 KW Endenergieverbrauch liegt man im Niedrigenergiebereich, mit der Eigennutzung des Solarstrom der sorgfältig integrierten PV-Anlage wird es zum Null-Energiehaus – ein Projekt des Bauherrn, wenn denn die Batterien preiswert sind.
Architekten
Sodeur Kliebhan
Altbau
knapp 200 Jahre
Umbau
2013-2014
Bauzeit
1 Jahr
Endenergieverbrauch
65 KW
Auszugsweise Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Kreisbotenverlages.
Text: Florian Aicher
Fotos: Nicolas Felder